Care

SYMPOSIUM - Sonntag, 14.9.2014, ab 15:00 Uhr

Moderation: Günther Friesinger

15:00 Uhr | Jana Herwig
Why do we care? Oder: Wie wir zu GerätepflegerInnen wurden

An erster Stelle stehe die Selbstsorge, so kann man einen Selbstoptimierungstrend der jüngsten Jahrzehnte beschreiben: Man soll die eigenen Grenzen achten, die eigenen wahren Wünsche finden und vor allem im Alltag ausreichend Möglichkeiten schaffen, seine Batterien aufzuladen. Dieser Notwendigkeit der Selbstsorge gegenüber steht die Beobachtung, dass wir im Verlauf der sogenannten digitalen Revolution, die gegenwärtig im Social Media und Big Data Hype kulminiert, insbesondere auch zu Pflegern und Pflegerinnen von Geräten und technischen Installationen geworden sind: Wer früher den Wellensittich fütterte, ist jetzt um die Energieversorgung seines Smartphones bemüht, Blogs und Social MediaProfile müssen ebenso wortwörtliche gefüttert werden und auch die Geräte selbst signalisieren uns durch pulsierende Lichter, wie es um ihr Wohlergehen beschaffen ist. Die Frage, die dieser Vortrag stellt, lautet: Why do we care? Was sind die Eigenschaften und Bedingungen, die uns zur freiwilligen Pflege dieser Apparaturen und Konstellationen bewegen und was machen wir mit dem Wissen um diese?

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16:00 Uhr | Monika Noisternig & Maureen Zivny
Sexualität und Behinderung

Das Bedürfnis Sexualität zu erfahren und zu erleben, ist so alt wie die Menschheit und so individuell wie der Mensch selbst. Auch wenn wir in einer Zeit der neosexuellen Revolution leben, die Geschlechterdifferenzen und  Rollenklischees weitgehend überwinden konnte, und sich endlich eine Toleranz gegenüber der Vielfalt an sexuellen Orientierungen etablieren konnte, so wird das Thema Sexualität und Behinderung nach wie vor tabuisiert. Selbst in  „Sexshops“, die schließlich davon leben das Thema Sexualität öffentlich zu behandeln, sucht man beispielsweise vergebens nach „Gerätschaft“ die, je nach Behinderung, als Masturbationshilfe geeignet wäre. Unser digitales Zeitalter bietet uns Behinderten wie Nicht-Behinderten so viele Möglichkeiten mehr, sowohl in der Anbahnung von Kontakten zu anderen Menschen, als auch in der Kommunikation und allgemeinen Unterstützung unseres Alltages. Dennoch, oder gerade auch deshalb, vereinsamen wir immer mehr und die unmittelbarste und unmissverständlichste Form menschlicher Kommunikation, die „Berührung“, wird mehr und mehr zur Mangelware. An dieser Stelle setzt die Arbeit der LibidaSexualbegleiterinnen® an. Gerade Menschen mit Behinderungen haben oft kaum Zugang zu dieser „überlebensnotwendigen Droge“, einer achtsamen Berührung. Das Angebot von Libida® richtet sich an Menschen, die aufgrund von körperlichen, geistigen, altersbedingten oder psychischen Einschränkungen, Probleme im Erleben bzw. Ausleben ihrer Sexualität haben. Oft geht es in dieser Arbeit aber auch vordergründig um Beratung, beispielsweise um eine Neuorientierung der Sexualität nach Schlaganfällen und Unfällen. „Jeder von uns ist ein Engel mit nur einem Flügel und wir können nur fliegen, wenn wir uns umarmen.“ (Luciano De Crescenzo)

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17:00 Uhr | Philipp Rössl
Hikikomori (jap. ひきこもり, 引き籠もり oder 引き篭り). Digitale Intimität.
Über die Möglichkeiten und Grenzen menschlicher Intimität.

Wenn man von Intimität spricht, dann spricht man nicht zwangsläufig  ausschließlich über die Intimität zwischen Menschen. Allerdings wird Intimität üblicherweise als ein rein zwischenmenschliches Phänomen definiert; man spricht von emotionaler, sexueller und körperlicher Intimität. Dabei wird Intimität vornehmlich als etwas verstanden das zwischen Menschen innerhalb einer Intimsphäre stattfindet. Aber warum sollte die Intimsphäre ausschließlich in Bezug auf andere Menschen gelten? Kann man nicht genauso intim mit etwas Nichtmenschlichem sein? Wenn das Gefühl der Vertrautheit einer Maschine  gegenüber eine ähnliche Dimension aufweist, ist man dann nicht auch einer Maschine gegenüber intim?

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